Preisträger Deutschland 2009/10

Preisträger - AK344

Lukas Stopczynski | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 

Begründung der Jury

Der Entwurf basiert auf der Überlegung, dass der Herstellungsprozess die monolithische Erscheinungsform von Beton stärker beeinflusst als die Materialeigenschaften selbst. Beton wird - richtigerweise - als plastisch form- und gestaltbares Ausgangsmaterial verstanden, bei dem nur ein Teil der physikalischen Eigenschaften vorbestimmt ist. Vor allem prägt dessen Verarbeitung das architektonische Ergebnis. Folgerichtig interpretiert die Arbeit das Thema der Schalung; vorgeschlagen wird dafür der Einsatz von Latex. Der neuartige und innovative Ansatz, einen dehnbaren Werkstoff als Schalhaut einzusetzen, wird besonders hervorgehoben und gewürdigt. Überzeugend und glaubhaft wird die Suche nach bewusster Kontrolle des Herstellungsprozesses vermittelt. Die Darstellung der fundierten technologischen Recherchen zu den verwendeten Materialien ist plausibel. Im Ergebnis entwickelt das Projekt eine praktikabel erscheinende Lösung für die Formung und Herstellung komplexen Geometrien für monolithische Bauteile mit vielschichtigen Oberflächen. 

Die vorgeschlagene Entwurfslösung wird exemplarisch verstanden. Das entwickelte Verfahren wird damit veranschaulicht und praktisch überprüft. Gestalterisch dagegen überzeugt die konkrete Anwendung noch nicht gänzlich und müsste weiter entwickelt werden. Dennoch wird anhand dieser Vorschläge ein weiterer innovativer Aspekt der Arbeit deutlich, lassen sich doch innerhalb eines einfachen Systems generative Ableitungen kreieren. Das Thema „MONOLITHIC“ wird damit um wichtige Aspekte aus der Diskussion um serielles oder modulares Bauen bereichert. Es werden inspirierende Denkanstöße für eine Vielfalt von Anwendungsmöglichkeiten bei räumlich komplexen Bauteilen und Gebäuden gegeben. Zudem können die mit dem vorgeschlagenen System herstellbaren Formen dynamisch dem Kräfteverlauf angepasst werden, so dass die Arbeit auch einen überzeugenden monolithischen Ansatz für komplexe kraftflussorientierte Bauteile darstellt.  

Preisträger - LY012 folding pattern

Ljuba Tascheva | Universität Kassel

Begründung der Jury

Die Arbeit widmet sich einem wichtigen praxisrelevanten Thema etwas abseits üblicher architektonischer Aufgabenstellungen. Die Auseinandersetzung damit zeigt Verantwortungsbewusstsein für die Gestaltung der gebauten Umwelt in ihrer ganzen Vielfältigkeit. Es geht um die Entwicklung von schallabsorbierenden und vor Schall schützenden Bauteilen. Damit wird die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema „MONOLITHIC“ mit einer sehr konkreten Anwendung kombiniert und zu einer überzeugenden Lösung geführt. Der Entwurf wendet parametrische Methoden an, ohne in deren Grenzen zu verweilen. Deutlich wird dies vor allem bei den dargestellten Variationen. Zunächst stellen sich diese rein geometrisch dar, es werden jedoch Denkprozesse reflektiert, die sich am selbst gewählten Thema entzünden.

Der vorgeschlagene Entwurf schöpft die plastischen Potentiale des Baustoffs Beton in einer Art und Weise aus, die für eine praktische Umsetzung realistisch erscheint. Eine zentrale Eigenschaft des Baustoffs wird damit zielsicher erfasst und in ein ganzheitliches, monolithisches Gesamtbild geführt. Dabei ist das vorgeschlagene Bauteil sowohl in Vorfertigung als auch über flexible Schalungssysteme vor Ort herstellbar. Beide Aspekte wären weiter entwickelbar. Die Idee, über modulare Schalungselemente Gebäude und Bauteile als Monolithe zu entwickeln, deren Herstellung zugleich flexibel erfolgen kann, wird als innovative Interpretation des Themas verstanden. Der Vorschlag, die sich variierenden Module aus Beton verschiedener Qualitäten herzustellen, lässt jedoch Fragen offen. Die Ansätze sind einzeln betrachtet durchaus plausibel, würden sich aber in einer Kombination unter Umständen konterkarieren. Eine überzeugende gestalterische Umsetzung wäre fraglich. Die intensive Auseinandersetzung mit den vielfältigen Möglichkeiten des Betons wird jedoch auch hier deutlich. Das zeigt sich vor allem an den experimentell hergestellten Prototypen und wird auch als Nachweis eines seriösen Entwurfsprozesses ausdrücklich gewürdigt. 

Insgesamt stellt die Arbeit eine spannende und anregende Interpretation der Aufgabenstellung dar. Sie ist gleichzeitig ein weiterführender Beitrag zur Entwicklung der Landschafts- und Verkehrswegegestaltung, deren Bedeutung sich auch im urbanen und architektonischen Kontext darstellen würde.

Preisträger - QE598 The Monolithic

Moritz Nicklaus und Simon Scheithauer | Bauhaus-Universität Weimar

Begründung der Jury

Der Begriff „MONOLITHIC“ wird zunächst theoretisch reflektiert. Es zeigt sich eine sehr tiefgründige und ernsthafte Auseinandersetzung mit dem architekturtheoretischen und kulturhistorischen Hintergrund der Aufgabenstellung. In der Differenzierung von „monolithischem Ausdruck“ und „gefügter Konstruktion“ dringt die Arbeit zu Daseinsfragen der Architektur vor. Das vorgeschlagene Objekt ist die Materialisierung dieses geführten Diskurses und zeigt in der gestalterischen Umsetzung Reife und Virtuosität. 

Mit einer klaren Grundidee wird den theoretisch und historisch hergeleiteten Themen ein fester Rahmen gegeben. Innerhalb eines einfachen Kubus entfaltet sich ein skulpturaler Mikrokosmos, der geradezu mythisch aufgeladen scheint. Damit gelingt es überzeugend, die Komplexität des theoretischen Hinter-grundes in Form und Wirkung zu übertragen. Unter anderem wird der Spannungsbogen von „schwer“ bis „filigran“ in einer einzelnen Skulptur eindrucksvoll umgesetzt. Die entwickelte Form ist nur in Beton realisierbar, womit die Arbeit auf ganz besondere Weise das konkrete Thema mit der grundsätzlich geforderten Auseinandersetzung mit dem Baustoff verbindet. Die Maßstabslosigkeit der Darstellung macht die Arbeit zusätzlich ambivalent und reizt im positiven Sinn zu eigenen Interpretationen.

Der Wettbewerbsbeitrag setzt sich nicht nur mit der skulpturalen Umsetzung auseinander. Zugleich wird die Variabilität des Materials Beton in der Ausprägung der Oberfläche gezeigt. Mögliche Zufälligkeiten im Herstellungsprozess und das natürliche Altern des Materials werden geschickt genutzt, um den Entwurfsgedanken zu unterstreichen. Damit wird eine Homogenität erreicht, die wiederum zum Ausgangspunkt der Überlegungen - „MONOLITHIC“ - zurückführt. Das Potential für architektonischen Ausdruck wird weit über den unmittelbaren Prozess der Herstellung hinaus ausgelotet und umgesetzt. Damit wird bewusst auf eine zusätzliche Dimension der Wahrnehmung, d.h. den kontinuierlichen Rezeptions- und Interpretationsprozess über lange Zeiträume hinweg, eingegangen.  

Die Arbeit beeindruckt insgesamt durch eine erstaunliche Reife. Kraftvoll und mit großer gestalterischer und intellektueller Sensibilität wird eine Ästhetik erreicht, deren Komplexität als Zeichen unserer Zeit weit in die Zukunft tragen könnte. 

Anerkennung - MT164

Franz von Wietersheim, Technische Universität Berlin

Begründung der Jury

Der Entwurf beschäftigt sich mit dem Thema „Haus“ auf eine reduzierte und abstrakte Weise. Der gezeigte landschaftliche Kontext spielt offenbar keine Rolle für die Entwicklung des Entwurfskonzeptes und konterkariert eher die der Arbeit innewohnende abstrakte Herangehensweise. Der Ansatz des Entwurfes, dem Thema „Haus“ einen im Wortsinne monolithischen Ausdruck zu geben, wird von der Jury besonders geschätzt. Das gelingt in außergewöhnlicher Weise in der äußeren Anmutung und in der Ausprägung von Bauteilübergängen und Details. Das architektonische Vokabular wird hier sensibel und gekonnt eingesetzt. Die innenräumlichen Qualitäten halten dem nicht immer stand. Auch bleiben Fragen hinsichtlich der Materialisierung und deren konstruktiver Umsetzung offen. Der Begriff des „Monolithischen“ wird hier nicht geklärt. Da zugleich die Ebene des theoretisch Abstrakten zugunsten einer architektonischen Umsetzung verlassen wurde, wäre hier die Darstellung von weiterführenden Überlegungen hilfreich gewesen.

Anerkennung - RO720 - 720°

Boris Koch, Universität Kassel

Begründung der Jury

Die Arbeit entwickelt ein innovatives Fertigungsverfahren für Betonteile aus einem Stück, welches von bekannten Schleuderbetonverfahren abgeleitet wird. Damit können fugenlose, „monolithische“, jedoch hohle Bauteile hergestellt werden. Die Praktikabilität des Verfahrens ist anhand eines Prototypen nachgewiesen. Damit scheint auch die Anwendung auf komplexere Formen plausibel, wäre jedoch noch zu entwickeln. Die Arbeit verbleibt an dieser Stelle im technologischen Ansatz. Eine architektonische Umsetzung oder aber die weitere Interpretation eines Kontextes im Sinne der Aufgabenstellung wäre hier wünschenswert gewesen. 

 

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