Preisträger Deutschland 2012/13

1. Preisträger - BD 781 - Parkhaus

Christian Weisen und Alexander Andres  |  Technische Universität Kaiserslautern

Begründung der Jury

Der herausragende Ansatz der Arbeit besteht darin, dass zunächst eine eigenständige These über das Wohnen in der Zukunft formuliert wird. In vorbildlicher Weise zeigt das Projekt den materiellen und immateriellen Wert, der vorhandenen Strukturen innewohnt und greift deren Potential auf. Damit positioniert es sich zu aktuellen Debatten über die Zukunft unserer Städte und unterstreicht, dass Architektur keine isolierte Disziplin innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses ist.<//article>

Darüber hinaus wird ein konkreter und pragmatischer Bezug für das Projekt gewählt. Die Umnutzung eines innerstädtischen Parkhauses bezieht sich zum einen auf den visionären Kontext der Arbeit, zugleich wird jedoch prototypisch gezeigt, für welche Bauten zukünftig nach neuen Nutzungen gesucht werden muss. In selbstverständlicher Weise werden die Potentiale für ressourcenschonendes Bauen durch die Umnutzung einer vorhandenen Stahlbetonskelettstruktur genutzt. Die Dauerhaftigkeit und Robustheit der Betonkonstruktion ermöglicht die Weiternutzung des Tragwerks und ist Grundlage für neues Wohnen. Der Verzicht auf aufwändige Innenausstattungen verweist auf eine neue Anspruchshaltung, die vor allem durch Reduktion und durch das Hinterfragen von Notwendigkeiten geprägt ist. Auch damit kann die Arbeit als wichtiger Diskussionsbeitrag über die weitere Entwicklung des Wohnungsbaus gesehen werden.

Die Grundrisse sind solide durchgearbeitet. Die strukturellen Zuordnungen von Freiflächen, privaten und öffentlichen Zonen sowie Gemeinschaftsbereichen sind plausibel entwickelt und dargestellt. Die Visualisierungen unterstreichen in besonderer Weise die Entwurfsideen.

Die Arbeit ist sehr atmosphärisch dargestellt, überzeugt aber auch in ihrer Klarheit und Stringenz. Die Faszination für das Leben in alter Bausubstanz wird spürbar. Die individuelle Aneignung von Räumen und Strukturen durch ihre Bewohner ist Leitbild des vorgeschlagenen Wohnens.

Das Projekt überzeugt durch seine Vielschichtigkeit und universelle Aussage. Es stellt in seiner Gesamtheit einen schlüssigen und wichtigen Beitrag für die Fragen des Wettbewerbes dar. 


Preisträger - AM 029 - Wohnzeile

Michael Schürmann und Alexandre Berianidze | msa - münster school of architecture  

Begründung der Jury

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie innerstädtische Restlagen dem Wohnen zugeführt werden können und reagiert damit auf den wachsenden Wohnungsbedarf in Ballungsräumen und städtischen Zentren. Es geht darum, den Flächenverbrauch über Folgenutzungen ähnlich einer Kreislaufwirtschaft zu organisieren, um hier natürliche Ressourcen zu schonen. Zugleich wird mit neuen Bauwerken das Funktionsgefüge der Stadt bereichert. Mit dem Vorschlag, Standorte, deren Nutzung bisher scheinbar nicht möglich war, für das Wohnen zu erschließen, wird bewiesen, welchen essentiell wichtigen Beitrag das Wohnen für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft leisten kann.

Für das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Münster wird ein extrem schmales Bauwerk vorgeschlagen. Die Entwurfsverfasser entwickeln über typologische Untersuchungen ein Gebäudekonzept, welches sich sowohl im Hinblick auf die konkrete Umsetzung als auch für die Entwicklung einer eigenständigen Architektursprache als äußerst robust erweist. Die intelligente Organisation des Gebäudes und die Konsequenz der Durcharbeitung begeistern. Es entstehen stark determinierte Raumfolgen, so dass die Individualisierung des Wohnens über die spezifische Ausstattung der Bewohner erfolgt. Damit liefert der Entwurf einen interessanten Beitrag zur Diskussion um die Zukunft des Wohnens, die derzeit von Begriffen wie Differenzierung, Exklusivität und Unterscheidbarkeit geprägt ist.

Die Entwurfsdarstellung ist ansprechend und unterstützt die Lesbarkeit der räumlich komplizierten Raumkonfiguration.

Nicht zuletzt würdigt die Jury, dass die Herausforderungen des schwierigen Grundstückes zu einer Lösung führen, die prototypisch ist und auf andere Standorte übertragbar scheint.


Preisträger - KM 116 - Neues Intro für altes Stück 

Katharina Honkomp und Marieke Behne | Hafen City Universität Hamburg

Begründung der Jury

Die Arbeit stellt die Auseinandersetzung mit vorhandenen baulichen und baukulturellen Werten in den Mittelpunkt. Dafür wählen die Verfasser einen ehemaligen Quarantänestall im Hamburger Karolinenviertel. Nach Ende der gewerblichen Nutzung ist eine funktionale Neuorientierung erforderlich. Die Entscheidung für eine Wohnnutzung ist schlüssig und für die Zukunft tragfähig. Dabei wird der Bestand hinsichtlich seiner Relevanz für das Stadtbild untersucht und seine ästhetischen und kulturellen Bedeutungen werden in die Zukunft transformiert.

Das Projekt nimmt mit seiner gekonnten Durcharbeitung und Detaillierung Bezug auf den Bestand. Der Patio wird zum Leitmotiv. Grundrisstypologie und Umsetzung zeigen ein flexibles und anpassungsfähiges Grundmuster. Indem der Rhythmus der Bestandsfassaden dem neuen Grundriss zugrunde gelegt wird, ergeben sich auch räumlich bereichernde Bezüge zwischen Alt und Neu - ursprüngliche Innenräume werden zu Außenräumen. Zugleich entstehen individuelle Freiräume für die Bewohner. Subtile Übergänge von privaten zu öffentlichen Flächen werden in der gesamten Bandbreite der Möglichkeiten thematisiert. Dabei ist positiv zu vermerken, dass die konkrete Ausformulierung von Trennungen und Verbindungen den Bewohnern überlassen wird. Eine hohe Wohnqualität mit starker Integrationswirkung für die Nachbarschaft ist zu erwarten.

Die Wohnungen sind großzügig. Die vorgeschlagene Varianz überzeugt ebenso wie die Nutzungsvorschläge für das Erdgeschoss. Die dort vorgesehenen gewerblichen Nutzungen lassen im Zusammenspiel mit der architektonischen Umsetzung einen charaktervollen Stadtbaustein entstehen.

Die Gestaltung ermöglicht ein Wechselspiel von Bestandsziegeln und Beton für die Neubauteile. Beide Materialien ergänzen sich hier in funktionaler und ästhetischer Hinsicht ideal. Die stimmungsvollen Visualisierungen und die präzisen Darstellungen sind beispielhaft. 

Die Jury würdigt den Ansatz, in Innenstädten nach aufgelassenen Gebäuden zu suchen und in diesen Wohnen zu ermöglichen. Es handelt sich im positiven Sinn um eine wertkonservative Arbeit. Ansatz und Strategie reagieren auf typische Herausforderungen der Stadtentwicklung und liefern adäquate Antworten.


Preisträger - PK 182 

Marc Schommer |  Technische Universität Kaiserslautern

Begründung der Jury

Das Projekt beginnt mit einer ökonomisch basierten Überlegung: Lassen sich angesichts bereits getätigter Investitionen die Kosten eines Rückbaus rechtfertigen? Indem der Verfasser für diese Auseinandersetzung den Kühlturm eines in Rückbau befindlichen Kernkraftwerkes wählt, spitzt er diese Frage zu und verdeutlicht ein derzeit aktuelles Problem.

Die Konsequenz, mit der das Konzept und das konkrete Projekt vorgetragen werden, überzeugt. Die Arbeit hat visionären Charakter und ist dabei gut durchgearbeitet. Die Utopie einer vertikalen Stadt wird neu interpretiert. Den funktionalen Herausforderungen, die sich aus der Größe und Kubatur des Kühlturms ergeben, begegnet der Verfasser souverän. Die Organisation von Parken, Eventbereich, Büro und Wohnnutzung im Kontext von hängenden Gärten ist schlüssig. Die Idee der Magnetschwebebahn zur Erschließung der Ebenen folgt der Konsequenz des Entwurfsansatzes. Indem der Kühlturm einen oberen Abschluss mit Wohnebenen erhält, wird der Neuanfang weithin nach außen sichtbar. Die Inbesitznahme eines dem Menschen zuvor entgegenstehenden Ortes wird symbolisiert und zeigt auch hier die Bedeutung des Wohnens als Kernfunktion von Stadt und Architektur.

Die Wohnebenen sind klar strukturiert. Die Mischung der Angebote von unterschiedlichen Wohnungstypen bis hin zu „Flurgemeinschaften“ lassen eine lebendige Gemeinschaft erwarten. Die Herleitung der Wohnebenen aus der Skulptur des Bestandsbaukörpers ist schlüssig. Dazu trägt auch die angedachte Materialisierung mit  Wärmedämmbeton bei, der sich aus dem Material des Kühlturmes ergibt.

Mit der funktionalen Neudefinition eines Objektes, dessen Nachnutzung bisher undenkbar erschien, könnte die Entwicklung einer radikal neu und positiv verstandenen Standortidentifikation der gesamten Bewohnerschaft im Umfeld verbunden sein. Die ikonografische Wirkung des Projektes polarisiert und stößt damit eine Debatte an, die weit über den Kontext des Wettbewerbes hinausweist.


Anerkennungen

Anerkennung - AU 431 - Zivilschutzbunker Henriettenstraße

Andreas Braun | Hafen City Universität Hamburg

Begründung der Jury

Der Entwurf zur Aktivierung eines Hochbunkers in Hamburg für das Wohnen geht in anerkennenswerter Weise mit gebauten Ressourcen um. Innerhalb des sehr tiefen Baukörpers wird durch geschickte Subtraktion von Bausubstanz eine gute Grundrissorganisation erreicht und ein ungewöhnlicher Lebensort geschaffen.


Anerkennung - CP 102 - Wohltemperiert - Wohnen im Alter

Christina Bisanz und Plamena Dimitrova | Technische Universität Kaiserslautern  

Begründung der Jury

Der Entwurf beschäftigt sich neben funktionalen und architektonischen Aspekten mit den Potentialen, die die unterschiedlichen Eigenschaften von Betonen bieten. Damit werden interessante Lösungsansätze für aktuelle Fragen der Energiespeicherung und der Temperierung von Gebäuden im Jahreszyklus entwickelt.


Anerkennung - JK 198 - STROH - BA - TO / MONOTITH 

Tobias Kilz und Paul Jäger | Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig

Begründung der Jury

Die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, die Beton in Kombination mit anderen natürlichen Materialien bietet, verdient besondere Anerkennung. Die Materialwahl überrascht positiv und regt zum Weiterdenken an. Die vorgeschlagene Bauteillösung ist mit bauphysikalischen Überlegungen gut durchgearbeitet und stellt eine gute Grundlage für weitere Entwicklungen dar.


Anerkennung - JS 133 - mo13

Jonathan Dulisch und Sebastian Madre | Fachhochschule Münster

Begründung der Jury

Die ästhetischen Konsequenzen einer neuen Organisationsform für das Leben und Wohnen einer Familie überzeugen. Gewürdigt wird der modulare Ansatz, der eine ausführliche Auseinandersetzung, vor allem im urbanen und städtebaulichen Kontext, lohnen würde.


Anerkennung - NM 023 - Innovation durch Retrospektive 

Niklas Martin  |  Technische Universität Berlin

Begründung der Jury

Die Arbeit stellt eine anerkennenswerte Herangehensweise an ein schwieriges, aber relevantes Thema der Wiederverwendung von Betonbauteilen im Kontext von Ressourcenschonung dar. Gewürdigt wird der Ansatz, die Materialressource von Plattenbauten für neue und zukunftsfähige Wohnprojekte zu nutzen.


Anerkennung - PJ 127 - C10t betonprojekt

Peter Jörg, Fachakademie für Raum- und Projektdesign Garmisch-Partenkirchen

Begründung der Jury

Der experimentelle und innovative Ansatz der Arbeit verdient besondere Anerkennung. Vorgeschlagen wird ein Low-Tech-Verfahren für eine Variante des textilbewehrten Betons. Damit werden traditionelle Bauweisen mit modernen Materialen kombiniert und praktikable Antworten für wichtige Fragen der Versorgung und der Lebensqualität in Flüchtlingsregionen gegeben.


Anerkennung - ST 810 - Waterlevel Increase

Tom Fastenrath, Sophie Müller und Thomas Zahn | Hochschule Wismar  

Begründung der Jury

Die Arbeit beschäftigt sich mit den baulichen Konsequenzen von Veränderungen der Umwelt am Beispiel des steigenden Meeresspiegels. Anerkennenswert sind dabei die Themensetzung und die visionäre Architektur, die mit den extremen Bedingungen souverän umgeht.


Anerkennung - XO 137

Julian Demharter | Fachakademie für Raum- und Projektdesign Garmisch-Partenkirchen

Begründung der Jury

Bei dieser Arbeit wird der humorvolle Umgang mit Erscheinungen des demografischen Wandels und die Herausarbeitung eines baulichen Ansatzes für wechselnde Lebenssituationen gewürdigt. Die in sich schlüssige Herleitung und Darstellung überzeugt in ihrer Knappheit, die dennoch zum Verständnis des Projekts beiträgt.

Zum aktuellen Wettbewerb

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