Preisträger Deutschland 2007/08

Preisträger - CJ 980 solarconcrete

Barbara Graßl | Technische Universität München 

Begründung der Jury

Mit der Arbeit „solarconcrete“ wird ein Vorschlag entwickelt, bei dem mittels präzise in die Betonwand eingebrachter Elemente die Sonneneinstrahlung während der kalten Jahreszeiten zusätzlich „eingefangen“ wird. Die damit gewonnene Wärmeenergie kann dann phasenverschoben über die hoch speicherfähige Betonwand ins Innere des Gebäudes abgegeben werden. Dafür wird ein Solarelement entwickelt, in dem ein gegossenes Plexiglasteil mit einem Absorberelement und einer Aluminiumummantelung verbunden ist. Diese Solarelemente werden in die Betonwände integriert und erzeugen dabei - neben den beschriebenen energetischen Gewinnen - eine kraftvolle, dem Charakter der Betonwand adäquaten, eigene Ästhetik mit enormem Gestaltungspotential.

Das Projekt ist auf der Basis fundierter technologischer Recherchen entwickelt. Überzeugend und glaubhaft werden sämtliche technische Aspekte, vom saisonalen Sonneneinfallswinkel bis zu den Materialeigenschaften der einzelnen Komponenten, untersucht und dargestellt.

Der Beitrag zum Thema des Hybriden ist bei dieser Arbeit besonders vielschichtig. Er liegt aber auch in der Kombination der Ästhetik mit dem technischen Nutzen. Der Autorin gelingt auf subtile Weise die Koppelung von ästhetischem Mehrwert und technologischen Aspekten. Nicht zuletzt überzeugt die Arbeit, neben ihrer hohen entwurflichen Qualität und ihrer konstruktiv souveränen Ausarbeitung, ebenso in ihrer gestalterischen Umsetzung und regt zur Weiterbearbeitung an. So wäre es interessant zu prüfen, wie der gegebenenfalls überhöhte Wärmeeintrag während der Sommermonate über die unterbreiteten Vorschläge hinaus weiter minimiert oder aber direkt zur Energiegewinnung für die Gebäudetechnik genutzt werden könnte.


Preisträger - FX 018 - underground station

Felix Wurst | Leibniz Universität Hannover

Begründung der Jury

Experimente zu Raum und Licht werden an dem Projekt „underground station“ überzeugend vorgeführt und exemplarisch anhand eines Entwurfes für die Hamburger HafenCity dargestellt. Die komplexe Herangehensweise an das Thema des Wettbewerbs zeigt sich an dem Prozeß der kreativen Analyse bis hin zum konzeptionellen Entwurf. Mit zwei kleinen Fotos, einer Moskauer Metrostation und dem TWA Terminal in New York, wird das inhaltliche Anliegen erläutert: die Thematisierung des öffentlichen Innenraums als erhabene räumliche Erfahrung. Durch den zweiten Ansatz der Analyse wird die entwurfliche These entwickelt: das doppeltgekrümmte Modul. Darüber sind knapp Programm und Zielsetzung formuliert, das Thema des Entwurfs ist definiert.

Zunächst besticht die Arbeit durch ihre klare Präsentation. Es wird deutlich, wie die Arbeitsweise von Reflexion, Experiment sowie Reihenstudien in Modell und Zeichnung komplex ineinander greift und zu einer überzeugenden Lösung führt. Interessant ist dabei die spielerische Anwendung parametrischer Entwurfsmethoden. In der exemplarischen Umsetzung für die Hamburger U-Bahnstation steht dann nicht mehr das einzelne Modul im Vordergrund, sondern die räumliche Wirkung, gesteigert durch den natürlichen Lichteinfall. Die vorgelegte Interpretation des Wettbewerbsthemas beeindruckt in mehreren Ebenen, besonders jedoch darin, wie sich bei dem Entwurf Ornament und Konstruktion zu einer eigenständigen Lösung ergänzen. Überzeugend ist auch, wie die Umsetzung in die konstruktive Lösung konsequent aus den Möglichkeiten des Materials Beton entwickelt wurde. Auch wenn der tragstrukturelle Ansatz in der Mischung von tragenden und eingehängten Elementen sicher kühn ist, so regt das vorgelegte Konzept doch an, über eine potentielle Realisierung nachzudenken.


Preisträger - JY 007 - ComfortCapsule Concrete

Juliane Greb und Yü Chen | Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Begründung der Jury

„ComfortCapsule Concrete“ ist eine futuristische Arbeit, umgeben vom einem Hauch Science-Fiction. Ausgangspunkt des Beitrages sind die stereotypischen negativen Wahrnehmungsmuster von Betonoberflächen in Innenräumen: diese werden in der Regel als kalt, hart und schallreflektierend bewertet. „ComfortCapsule Concrete“ versucht die beschriebenen Vorurteile zu überwinden und spielt in anregender Weise mit der sinnlichen Komponente des Betons. Denkbare haptische und physikalische Qualitäten von Betonoberflächen werden herausgearbeitet, um das Potential des Werkstoffes im Hinblick auf Anwendungen im Innenraumbereich zu verdeutlichen.

Für die Erreichung dieses Zieles werden Beton und Kunststoffe kombiniert. Ein temperaturgesteuerter Veränderungsprozess lässt in die Betonoberfläche integrierte Kunststoffelemente dynamisch auf Umwelteinflüsse reagieren und verändert die Oberflächenqualitäten in einem positiven Sinne.

Die konstruktive Umsetzung ist plausibel dargestellt und durchdacht. Technische Detailfragen wie beispielsweise der zeitliche Verlauf des Verformungsprozesses, Verbundverhalten, Rissbildung in der nachträglich aufgebrachten Betonschicht infolge der Temperaturverformungen der Kunststoffe sowie Dauerhaftigkeit und Robustheit bedürfen im weiteren Entwurfsprozess der Überprüfung.

Die Arbeit ist zusammenfassend ein außerordentlich origineller und erfrischender Beitrag zum Thema des Hybriden. Es überzeugt insbesondere die Verbindung von spekulativer technologischer Innovation und funktionalem Mehrwert bei gleichzeitigem Erreichen einer beachtlichen Gestaltqualität.


Preisträger - KT 215 - thermoshape

Benedikt Krienen und Gereon Töpper | Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Begründung der Jury

Die Wettbewerbsarbeit befasst sich in kreativer Weise mit einer wichtigen Fragestellung des heutigen Betonbaus: Wie können freigeformte, doppelt gekrümmte Betonelemente (wie etwa für die Gebäudehülle) erstellt werden?

Dieses Thema ist sowohl konzeptuell als auch in Modellversuchen sehr gut entwickelt worden. Überzeugend ist die Aufteilung der industriellen Fertigung eines Sandwich-Elements aus Schalung, Bewehrung und Isolierung in der Fabrik und des lokalen Ausgießens großflächiger Elemente auf der Baustelle. Eine computergesteuerte Fertigung komplexer Geometrien erscheint damit auch für den Betonbau vorstellbar, auch wenn bis zur Entwicklung praxisgerechter Lösungen noch entsprechende Forschungsarbeiten zu leisten sind. In dem Konzept finden „State-of-the-art“-Technologien sowohl in Hinsicht auf Baustoffe, Konstruktionsmethoden als auch bei den Herstellungsprozessen sinnvolle Anwendung.

Zugleich werden im Sinne des Wettbewerbsthemas Eigenschaften verschiedener Ausgangsmaterialen im Prozess und im Ergebnis zielgenau eingesetzt und ermöglichen dadurch die vorgeschlagene Lösung. Die Arbeit stellt damit einen wichtigen Beitrag für die Diskussionen über die weitere Entwicklung der Betonbauweise dar, auch wenn die entwickelte Betonkonstruktion bisher neben ihrer selbsttragenden Eigenschaft keine weiteren statischen Aufgaben übernehmen kann.

Zugleich ist die Idee sehr gut und verständlich dargestellt, wobei insbesondere die diagrammhaften Comics sich wohltuend von klassischen Darstellungsformen abheben.


Anerkennung - LK 111 - Optical-Fibre-Concrete

Lukas Kasten | Universität Kassel

Begründung der Jury

Die Arbeit beschäftigt sich anhand eines Entwurfs für eine Lichtskulptur mit der Erzeugung von gekrümmten Betonoberflächen unter Einbringung optisch leitender Fasern. Dafür wird ein entsprechendes Schalungssystem entwickelt und praktisch bis hin zur Entwicklung eines Prototypen umgesetzt. Es entsteht eine Raum-Licht-Skulptur, deren sinnliche und ästhetische Qualität überzeugt. Gerade die gelungene praktische Umsetzung wird besonders gewürdigt. Jedoch wird die Eigenständigkeit des Beitrags durch den Rückgriff auf vorhandene Technologien lichtdurchlässiger Betone im Hinblick auf das Wettbewerbsthema diskutiert. Dennoch stellt die Arbeit einen wichtigen Diskussionsbeitrag für die Thematik des Hybriden dar, werden doch in der Kombination der Materialien und der dargestellten Umsetzung neue eigenständige Lösungen für die Anwendung von Beton ermöglicht.


Anerkennung - X0 815 FA-MO[U]SS Concrete

Jürgen Utz, Daniel Gross und Benjamin Kinzinger | Universität Stuttgart

Begründung der Jury

Die Arbeit schlägt ein System vor, bei dem in die Oberflächenschicht von Beton wasserabsorbierende Granulate eingebracht werden, die als Lebensgrundlage beispielsweise für Moose dienen können. Zusätzlich wird über eine Imprägnierungsschicht - die die Begrünung verhindern würde - das Feld für neue architektonische Anwendungen eröffnet. Die Arbeit ist plausibel entwickelt und dargestellt, verbleibt jedoch im Gestaltungsbereich der Oberfläche. Hier sind ästhetisch sehr interessante Lösungen vorgestellt. Wünschenswert wäre etwa die Weiterentwicklung in den räumlichen Bereich oder die Darstellung von zusätzlichen Nutzungsüberlegungen, die hier nur angedeutet werden. Insgesamt stellt die Arbeit eine im Ansatz spannende und anregende Interpretation der Aufgabenstellung dar und wird daher entsprechend gewürdigt.


Alle international prämierten Arbeiten und die Ergebnisse der Masterclass sind im "concrete design book on implicit performance" dokumentiert und publiziert worden. Das Buch können Sie im Betonshop erwerben.
www.betonshop.de

 

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