Preisträger 2017/18



Preisträger: AE700 - be'tõ

Anja Eilert  |  Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Begründung der Jury

Mit der Arbeit "be’tõ" zeichnet die Jury einen sehr besonderen Beitrag aus einem für den Wettbewerb eher untypischen Kontext aus: dem Mode- bzw. Textildesign. Die Verfasserin entwickelte in unkonventionellen, experimentellen Materialstudien verschiedene Kombinationen von Beton und weiteren Werkstoffen wie Metall und Papier.

Basis der Materialkombinationen ist jeweils ein Edelstahlgestrick oder -gewebe, auf das mittels Schablonen wie beispielsweise Lochblech Beton in verschiedenen Strukturen aufgebracht wird. Der Beton verbindet sich beim Aushärten haltbar mit den Geweben und Gestricken. Zusätzliche Stabilität bringt eine Veredelung mit verschiedenen Papierfasern, die sich weich um die Betonelemente und in die Zwischenräume legen, sodass wiederum neuartige Materialkombinationen mit anderen Eigenschaften entstehen.

In dieser Verbindung vermeintlich „artfremder“ Materialien und Techniken liegt die Stärke der Arbeit. Die bekannten Charakteristika des Betons werden aufgehoben. Seine Schwere, Festigkeit und Massivität gehen auf in fragilen, feinen und transparenten „textilen“ Objekten. Neue und im Wortsinn „eigenartige“ Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften entstehen: gleichzeitig fest und flexibel, massiv und transparent, hart und weich, schwer und leicht, grob und fein, uneben und glatt, rau und weich. Diese Gegensätzlichkeit begründet die faszinierende Wirkung, die die neuen „Stoffe“ auf den Betrachter haben: Er will sie anfassen, ihre Eigenarten haptisch begreifen.

In diesem Sinne sieht die Jury in dem Projekt einen besonders gelungenen Beitrag zum Wettbewerbsthema TACTILITY. Es vereint sinnlich-emotionale, ästhetische und funktionale Aspekte und zeugt von einer hohen Sensibilität für das Material. Wenngleich die neuen Materiallösungen zunächst nur „Ausgangsstoff“ für weitere Gestaltungen sind, zeigt die Projektverfasserin in ausdrucksstarken Bildern, wie sie räumlich-architektonisch wirksam werden können.


Preisträger: FL963 - Maurice-Halbwachs-Bibliothek Lichtenberg

Leon Steffani, Florian Gick  |  UdK Berlin

Begründung der Jury

Inmitten eines rauen Industriegebiets schafft der Entwurf einer 24-Stunden-Bibliothek zum Schwerpunktthema Erinnerungsforschung einen sozialen und intellektuellen Treffpunkt. Mit schlichten, einprägsamen Mitteln entsteht ein charaktervoller Ort als Rahmen für die Auseinandersetzung mit dem Erinnern und dem kollektiven Gedächtnis. Von der Jury besonders hervorgehoben wird die Konstruktion des Gebäudes: Ein skulpturales Raumtragwerk aus Beton, das fast museal anmutende Räume schafft und gleichzeitig auf poetische Weise klassische Industriearchitekturen zitiert.

Der für die Bibliothek gewählte Standort ist ungewöhnlich: Die Verfasser platzieren das Gebäude zentral auf einem großen, wild bewachsenen Grundstück in einem unwirtlichen Industriegebiet in Berlin-Lichtenberg, auf dem sich bislang nur ein einsam in die Höhe ragender Funkmast befindet. Die Stahlkonstruktion wird im Sinne eines Artefakts auf dem Vorplatz der Bibliothek erhalten und als identitätsstiftendes Element in den Entwurf einbezogen. Dessen konzeptioneller Kern ist die Thematisierung räumlicher Übergänge und Grenzen als besondere Momente des Gleichgewichts zwischen zwei Spannungsfeldern. So soll das Bibliotheksgebäude vermitteln zwischen dem öffentlichen Grundstück und einem geschützten Garten, der hufeisenförmig von einer hohen Mauer gefasst wird. Es ist im Sinne einer prägenden räumlichen Identität schlicht und raffiniert zugleich gestaltet. Sein weit gespanntes, skulpturales Hallentragwerk aus vorgefertigten Betonelementen erinnert an klassische Industriearchitektur und interpretiert die Form des Shed-Dachs neu: Die Dachstruktur aus vorgespannten Y-Trägern bildet streifenförmige, horizontale Oberlichter aus, über die das Licht trichterartig in den Innenraum mit seinen linear angeordneten Lesetisch- bzw. Magazinreihen fließt. Zur einen Gebäudeseite hin schließen die Y-Träger als raumhohe, runde Nischen ab, die am Ende jeder Raumscheibe einen geschützten kleinen Rückzugsraum schaffen. Zur anderen Seite werden die Träger auf sich V-förmig verjüngenden Wandscheiben aufgelagert, die einen räumlichen Filter zwischen der Eingangshalle und dem Lesesaal bilden.

Eine weitere Stärke sieht die Jury in der Materialisierung des Entwurfs, auch wenn hinsichtlich der Ausbildung der Wärmedämmung und der Fügung der Bauteile einige Fragen offen bleiben: Mit einer Kerndämmung und einer außenseitigen Beschichtung versehen, prägen die Sichtbetonelemente die innere und äußere Erscheinung des Gebäudes. Durch Zuschläge von Marmorsand und Farbpigmenten nahezu weiß, verleiht der Beton dem Gebäude auf dem glatt mit schwarzem Gussasphalt belegten Grundstück einen stark objekthaften Charakter. Die Dimension seiner Bauteile lässt es schwer und maßstabslos wirken. Es entsteht ein eigenwilliger, atmosphärisch poetischer Ort, der sich klassischen städtebaulichen und bautypologischen Kategorien entzieht.


Preisträger: HA018 - Taktiles Wohnen

Hanna Albrecht | TU München

Begründung der Jury

Der Entwurf eines integrativen Wohnprojekts für blinde und sehbehinderte Menschen in München schafft eine Architektur, die nicht visuelle, sondern haptische Qualitäten in den Mittelpunkt stellt. Auf Grundlage von detaillierten Materialstudien mit Beton entwickelt die Verfasserin eine beeindruckende Antwort auf die Frage, wie Räume mit allen Sinnen wahrgenommen werden können und welche Rolle dabei das Material spielt. Damit gelingt ihr ein hervorragender Beitrag zum Wettbewerbsthema TACTILITY, der die Jury von der Themenstellung und Herangehensweise über den gestalterischen Entwurf bis in den Maßstab 1:1 und die Darstellung der Ergebnisse rundum überzeugt.

Das Projekt zeigt architektonische Mittel auf, mit denen ein unterstützendes Wohnumfeld für sehbehinderte und blinde Menschen geschaffen werden kann. Diese leben mit einer verzerrten Wahrnehmung und müssen sich ihre Umwelt mosaikhaft und mithilfe ihres Tastsinns erschließen. Die wenigsten von ihnen sehen gar nichts – meist leben sie in einer Welt von Schatten, Licht und farbenhaften Umrissen. Wie sie verschiedene Raumsituationen wahrnehmen, vermittelt die Projektverfasserin sehr eindrücklich in ihren Darstellungen.

Der vorgeschlagene Wohnkomplex aus zwei Gebäuderiegeln liegt abgeschirmt im Garten eines geschlossenen innerstädtischen Blocks. Ankommende Bewohner werden durch verschiedene taktile Zonen geführt wie bei einer einstudierten Choreografie. Dabei kommt als zentrales Material Beton zum Einsatz, der mit unterschiedlichen Formen und Oberflächenstrukturen haptisch erfahrbar gemacht wird und die Menschen leitet. Bereits in der glatt geschalten Fassade des Gebäudesockels ist bis zu den Hauseingängen ein fugenartiges Leitsystem integriert. Eine in den Beton integrierte Messingleiste führt nun durch den Hausflur bis in jede Wohnung, wo sie mal zum Geländer, mal zum Türgriff wird und Elemente wie Lichtschalter und Steckdosen integriert.

Auch im Inneren der Wohnungen bildet Beton das Basismaterial und schafft die nötige haptische Ruhe. Lichtschächte bzw. Oberlichter vermeiden blendendes Licht und erzeugen variierende Lichtatmosphären in den einzelnen Räumen, die außerdem durch verschiedene in den Beton eingelassene Bodenbeläge definiert werden. Hell-Dunkel- und Farb-Kontraste zeigen Schwellen an und ermöglichen ein grobes Raumverständnis. Sorgsam durchdachte Details wie Schattenfugen und Betonstreifen am Boden, die Wände oder Übergänge zu anderen Räumen ankündigen, überzeugen mit ihrer hohen gestalterischen Qualität besonders. Teilweise in Modellstudien im Maßstab 1:1 entwickelt, bringen sie die oft unterschätzten taktilen Qualitäten des Materials eindrucksvoll hervor.


Preisträger: MN555 - florid concrete

Maja Tokarski, Nadim El Khorazaty | TU Darmstadt

Begründung der Jury

Die Arbeit ‚florid concrete’ setzt sich mit den Möglichkeiten textiler Schalungen für Betonbauteile auseinander und erreicht mit einfachen, klugen Mitteln ein unerwartet komplexes Ergebnis. In der Auseinandersetzung mit textilen Schalungen sieht die Jury ein großes Potential für zukünftige Bauweisen: Da Beton in nahezu jeder Form aushärten kann, ist es bislang die Schalung, die der Herstellung komplexer oder freigeformter Bauteile Grenzen setzt. Aufwendig aus Holz oder Polystyrol hergestellt, sind entsprechende Schalungen material-, kosten- und abfallintensiv. Textile Schalungen hingegen könnten eine materialeffiziente und leicht zu transportierende Alternative sein.

‚Florid concrete’ zeigt eindrucksvoll den Formenreichtum, der sich so mit einfachsten Mitteln erzeugen lässt: Die Verfasser entwickelten ein seriell einsetzbares Beton-Modul mit floral anmutender Ornamentik, das für Fassaden oder andere raumgliedernde Elemente im Innen- oder Außenbereich verwendet werden kann. Dabei wirkt es nicht rein dekorativ, sondern vor allem als Filter. Seine textile Schalung basiert auf einem doppellagigen Stoff, ähnlich einem Kissenbezug, in den in regelmäßiger Geometrie längliche Löcher geschnitten und halbseitig versäumt werden. Durch das Einnähen kleiner, brückenartiger Verbindungsstücke, die je zwei Löcher verbinden, entsteht eine verwobene Struktur. Sie formt sich beim Einfüllen des Betons plastisch aus. Das Ergebnis ist ein komplexes, dreidimensional verflochtenes Ornament mit räumlichen Interaktionen zwischen vorne- und hintenliegenden Tragelementen. In einer Positiv-Negativ-Betrachtung erscheinen seine Öffnungen – der leere Raum – genauso wichtig wie die massiven Anteile. Die Wirkung ändert sich mit dem Lichteinfall: Im Licht nimmt man vorrangig die komplexe plastische Struktur wahr, während im Gegenlicht das geometrisch florale Muster der Öffnungen präsenter ist. In dieser räumlichen Wirkung sieht die Jury eine der großen Stärken der Arbeit.

Prägend für das Element ist die textile Haptik der Oberflächen: Sie wirken stofflich, der Beton erscheint weich und vermittelt fast den Ausdruck eines Polsters. Unterstützt wird diese Assoziation durch Ankerpunkte, die beim Betonieren ein zu starkes Ausbeulen der Schalung verhinderten und sich nun plastisch in der Betonform abbilden.

Besonders positiv hervorheben möchte die Jury außerdem die Verbindung von gestalterischem Entwurf und Herstellung, die nur als Einheit denkbar sind: Im Sinne des „forschenden Entwerfens“ spielte das praktische Experiment mit dem Material eine zentrale Rolle. Bei der Herstellung gelang den Projektverfassern schließlich eine sehr hohe Präzision, die im Umgang mit textilen Schalungen nicht selbstverständlich ist.


Anerkennungen 2017/18



Anerkennung: MW193 - Kunstbibliothek in Zürich

Mirco Wieneke  |  TU Berlin (ETH Zürich)

Begründung der Jury

Der Entwurf für eine Kunstbibliothek in Zürich überzeugt die Jury als präzise durchgearbeitetes Hochbauprojekt, das sich städtebaulich und gestalterisch hervorragend in seinen Kontext einfügt und durch geschickte Lichtführung Innenräume mit hoher Aufenthaltsqualität schafft. Der unterschiedliche Einsatz von Beton im Innen- und Außenraum mit verschiedenen Farbigkeiten und Oberflächenstrukturen stellt einen gelungenen Beitrag zum Wettbewerbsthema TACTILIY dar.

Auf einem steil ansteigenden Grundstück in unruhiger, heterogen bebauter Umgebung findet der schmale Baukörper mit seinem eigenwillig geformten Dach eine klare, eigenständige Position. Er stellt die höher gelegene Kirche frei und schafft einen Treppenaufgang auf deren Niveau, auf dem auch der Zugang zur Bibliothek angeordnet ist. Die verschiedenen Funktionen des Hauses liegen in drei Einheiten übereinander: Das öffentliche Erdgeschoss beherbergt einen Buchladen und ein Café, darüber befinden sich 2 Magazingeschosse, und ab dem 3. OG folgen auf 3 Ebenen die Bibliothek und der Lesesaal. Dieser wird durch ein nach Norden ausgerichtetes Sheddach belichtet. Geschickt gesetzte Lufträume führen das so einfallende Licht auch in den darunter liegenden Freihand- und Arbeitsbereich.

Die Erscheinung und die innere Atmosphäre des Hause werden vom Material Beton geprägt: Innen sind an den Wänden und Decken die Oberflächen der tragenden Stahlbeton-Konstruktion sichtbar belassen. Im Kontrast dazu stehen Böden und Möbel in Eichenholz. Außen ist das Gebäude mit vorgehängten Betonfertigteilen verkleidet, die sich bis über die Dachflächen ziehen. Bis auf wenige Öffnungen sind die Fassaden geschlossen und drücken so die introvertiere Haltung eines „Speichers“ für Bücher aus. Die Fassadenelemente greifen die gelblich-beige Farbigkeit und die horizontale Gliederung des angrenzenden Kirchenbaus auf und übersetzen diese in eine eigene Sprache: Sie besitzen eine feine, durchgehende Rillenstruktur, die an die Ansicht eines Bücherstapels erinnern soll und gleichzeitig das Herauswachsen des Bauwerks aus dem Terrain thematisiert. Über die 6 Geschosse nach oben hin immer breiter und flacher werdend, erzeugen die Rillen je nach Tageszeit und Betrachtungswinkel ein interessantes Lichtspiel und einen natürlichen Verlauf über die Fassaden. Ihr unten raues Relief verliert sich zum Dach hin in einer fast glatten Fläche.

In dieser fein durchdachten Struktur der Fassaden, der unterschiedlichen Haptik der Betonoberflächen im Inneren und Äußeren des Gebäudes und dem Zusammenspiel mit anderen Materialien sieht die Jury einen sehr gelungenen Beitrag zum Wettbewerb.


Anerkennung: TX121 - Kino

Jan Denis Schweizer, Sebastian Haberl  |  TU München

Begründung der Jury

Der Entwurf für ein Gebäude mit Kino, Bar und Wohnungen im innerstädtischen Kontext transformiert die Struktur eines textilen Gewebes in den Maßstab der Stadt. Dabei gelingen spannende Wechsel und Verflechtungen zwischen Zwei- und Dreidimensionalem – Fläche, Relief und Volumen. Es entsteht ein Betongebäude, das von seiner Kubatur über die Fassade bis hin zur Struktur der Oberflächen auf faszinierende Weise die seinem Entstehungsprozess zugrunde liegende textile Stofflichkeit spürbar macht.

Die Arbeit geht aus von den Gedanken Gottfried Sempers, den Ursprung der Architektur im Textilen zu suchen, Architektur als erweitertes Gewand des Menschen zu betrachten. Die Verfasser untersuchen zunächst textile Gewebe mit ihren sich überlagernden Fäden und ihrer – je nach Fügung – dichten oder durchlässigen Struktur. Sie übertragen die Ergebnisse in den städtischen Maßstab, die dritte Dimension und das Material Beton: Im Sinne der Stadt als Gewebe ergibt sich aus den als Fäden gedachten Fluchten der Umgebungsbebauung die Kubatur des neuen Gebäudes. Es entstehen vier ineinander verschränkte Volumen, die ein Kino, eine Bar und Wohnungen enthalten.

Sie sind außen und innen von Beton geprägt, der in Form von Decken und Wandscheiben ein dreidimensionales Gewebe bildet. Dabei wechselt er seine Beschaffenheit: Dicke, dünne und raumhaltige Elemente bestimmen Schwellen und Übergänge in ihrer Durchlässigkeit; glatte, raue oder reliefartige Oberflächen prägen unterschiedliche Sinneserfahrungen. Entlang einer leitenden Wand wird der Kinobesucher durch eine inszenierte Raumfolge geführt, bei der – analog zum Aufbau eines Films – Eingang und Ausgang
voneinander entkoppelt sind. Öffnungen lassen Vorahnungen oder Rückblicke zu. Höhepunkt der Raumsequenz ist der Kinosaal als Kern und „schwarzer Raum“ des Gebäudes. Das Eindringen in das Gebäudeinnere, der Weg vom Hellen ins Dunkle, drückt sich auch in der Behandlung des Materials aus: Konturen, Ecken und Kanten verlieren stetig an Schärfe.

So wurden im Verständnis des Entwurfs als textiles Gewebe auf sehr authentische Weise die wechselnden Widerstände, Festigkeit und Durchlässigkeit eines Stoffs in eine Komposition aus Raum und Beton übertragen.
Besonders positiv bewertet die Jury auch die Einbindung des Materials in den gesamten Entwurfs- und Darstellungsprozess: Angefangen bei einem Betonrelief, das die Ergebnisse der Textil-Studien in einen architektonischen Grundriss übersetzt, über skulpturale Modelle im Detail-, Gebäude- und Städtebau-Maßstab bis hin zu atmosphärischen bildnerischen Darstellungen spielt die Arbeit mit den Qualitäten des Materials Beton.


Anerkennung: TY701 - Hush Up

Eunyoung Cho  |  Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

Begründung der Jury

Die ‚Geheimdose Hush Up‘, ein faszinierendes kleines Objekt aus Beton und Porzellan, setzt auf herausragende Weise das Wettbewerbsthema TACTILITY um und überzeugt die Jury sowohl mit ihrer entwurflichen Idee als auch deren perfekter Umsetzung. Die Gestaltung des Objekts behandelt auf spielerische Weise das Thema „Verstecken“. Auf den ersten Blick sieht man nur ein facettiertes Betonobjekt, aber über eine Öffnung offenbart sich im Inneren ein weiteres, kugelförmiges Gefäß aus Porzellan. Es ist im Beton eingegossen, sodass man es nicht herausnehmen kann. Wie ein Gelenk lässt es sich in seiner Betonschale bewegen. Wenn sich die Öffnungen beider Teile überschneiden, kann man kleine Dinge wie beispielsweise Schmuck hineinlegen oder herausnehmen. So lassen sich in der Geheimdose zum einen kleine Lieblingsgegenstände verstecken, zum anderen ist die Porzellankugel selbst im Beton verborgen.

Der Entwurf spielt sehr überzeugend mit den beiden Materialien: dem zarten, glatten Porzellan und dem schweren, rauen Beton. Wie ein kantig-reptiler Schutzpanzer umfasst die graue, facettierte Betonhülle die Porzellankugel, die ähnlich einem weiß glänzenden Augapfel im Innern geschützt liegt. Der Kontrast der beiden Elemente in Form, Farbe und Oberflächenstruktur macht die Faszination des Objekts aus und bringt ein sinnliches Gefühl in den Alltag: Man fasst zunächst die robuste Hülle an, dreht die glatte Kugel und taucht die Hand dann ins geschützte Innere.

Diese hohe haptisch-sinnliche Qualität verdankt das Objekt auch seiner perfekten Ausführung, die eine große technische Herausforderung gewesen sein muss und besonders von der Jury gewürdigt wird. Den Schaffensprozess beschreibt die Verfasserin anschaulich: Zunächst wurde aus Gips ein Vormodell der Betonhülle hergestellt, mit Folie und anschließend mit Ton umwickelt, der wiederum in Gips eingegossen wurde. Die ausgehärtete Gipsform wurde gesägt, geöffnet und der Ton entfernt. In den entstandenen Hohlraum wurde Silikon gegossen, das schließlich die Gussform für den Beton bildete. Vor dem Gießen des Betons wurde das bereits fertig gebrannt und glasierte Porzellangefäß mit Wachs als Trennmittel beschichtet und im Zentrum der Gussform platziert. Nach dem Ausschalen des Betons wurde das Objekt erhitzt, um die Wachsschicht zu schmelzen. So ließ sich die Schale im Inneren Stück für Stück lösen bzw. drehen und zum Abschluss polieren. Das Ergebnis und seine Darstellung überzeugen die Jury in jeder Hinsicht.


Buchpreise 2017/18

 

Buchpreis: AJ225 - Bétonère

Judith Anders  | Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle


Buchpreis: AV111 - Kinderbibliothek und Museum in Collodi

Mona Volkmann  l  Bauhaus-Universität Weimar


Buchpreis: AZ123 - MENSCHMONUMENT

Timm Fröhlich  l  HTWK Leipzig


Buchpreis: DA704 - b ton

Michael Akstaller (mit Susanne Dundler, Josefin Heitz, Nele Jäger, Julius Jurkiewitsch, Evelyn Klitsch, Ilija Lazarević, Jung Min Lee, Ina Ritter, Jörg Rodemer, Alexandru Salariu, Paul Wick) 
|  Akademie der Bildenden Künste Nürnberg


Buchpreis: LB047 - 71 Grad

Luisa Boisserée  |  Akademie der Bildenden Künste München


Buchpreis: NL100 - From Frontiers to new Lands

Maurice Fabien Nitsche  |  Karlsruher Institut für Technologie


Buchpreis: OT111 - 60% Steigung, 80% Riesling, 100% Terroir

Stefan Otte, David Taffner  |  RWTH Aachen


Buchpreis: PD004 - Pairi-daĕza

Jan Ribbers  |  Hochschule Düsseldorf


Buchpreis: SM133 - ROTOFORM

Samim Mehdizadeh  |  TU Darmstadt


Buchpreis: YB910 - Wachs formt Beton

Burcu Daglayan, Yamen Abou Abdallah (mit Laura Schröter, Tatjana Popov, Jakoba Struck,
Stella Ramona Viviane Betz, Florian Ingo Johann, Sina Bratrich)  |  TU Braunschweig

Zum aktuellen Wettbewerb

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