Preisträger Deutschland 2011/12

Preisträger - AF111 - Concrete Cymatics

Joanna Burton und Pablo Humanes  |  Fachhochschule Köln sowie
Sadaf Mirzaei |  Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, Köln

Begründung der Jury

Die Arbeit überträgt ein naturwissenschaftliches Verfahren zur Visualisierung von Klängen und Wellen auf die Architektur und stößt damit in neue Bereiche von Raumfindung und Raumformung vor. In den bisher bekannten Anwendungen des Verfahrens der Kymatik sind Ergebnisse der Visualisierung Bilder oder Videoaufnahmen. Indem die Entwurfsverfasser den Einsatz von extrem schnell aushärtendem Beton für das Verfahren vorschlagen, gelingt im gedanklichen Experiment die Übertragung von Geräuschen in eine räumliche Dimension.

Das Projekt nähert sich damit in herausragender Weise dem Thema. Eine spezifische Eigenschaft von Beton wird für eine innovative und eigenständige Interpretation des Begriffs „Energie“ genutzt. Energie in Form von Schall wird im Prozess der Materialerhärtung in eine greifbare Form übertragen und sichtbar gemacht. Zugleich verfolgt das Projekt eine emotionale Annäherung, indem der flüchtige Moment des Übergangs vom flüssigen, amorphen hin zu einem festen Zustand manifestiert wird. Die Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung erfolgt in innovativer und spielerischer Art und Weise und verleiht dem Projekt einen hohen Charme.

Trotz des visionären Charakters der Arbeit wird an ganz traditionelle Recherchen angeschlossen. Die Darstellung der Ergebnisse der unterschiedlichen, praktisch durchgeführten Testreihen überzeugt. Gleichwohl teilt die Jury die Schlussfolgerungen für die Anwendungen des vorgeschlagenen Verfahrens nicht völlig. Die Darstellung, welche praktischen Umsetzungen möglich sind, bleibt vage. Allerdings ist die Jury vom Ansatz und der Vision der Arbeit überzeugt: Bezug nehmend auf die freie Formbarkeit von Beton wird ein quasi schalungsloser Herstellungsprozess vorgeschlagen. Damit werden eine Idee und eine Zielstellung entwickelt, an der weiter gearbeitet werden sollte, um auch auf technologischer Ebene zu Lösungen zu kommen, die weit über die heute üblichen Verarbeitungsformen von Beton hinausweisen.

Die Formbarkeit des Materials Beton überschreitet mit dem Projekt konventionelle Grenzen, so dass das Projekt die Phantasie beflügelt. Wenn für Architektur das Bild der „gefrorenen Musik“ Anwendung finden kann, so verweist die vorgelegte Arbeit mit der Vision von „schockgefrorenem Beton“ in die Zukunft möglicher Anwendungen des Baustoffs.


Preisträger - WA628 - Ernst-Reuter-Platz

Michael Albertshofer, Sebastian Awick und Steffen Winkler | Technische Universität Berlin  

Begründung der Jury

Der Entwurf begreift das Thema aus dem Verständnis der modernen Großstadt, die wesentlich von Mobilität geprägt ist. Als Verkehrsraum aus den 1960er Jahren stellt sich der Ernst-Reuter-Platz in Berlin zwar als Raum dar, der von Verkehrsströmen und Energieflüssen geprägt ist, zugleich aber ist er ein Leerraum. Ein städtischer Leerraum, der ungenutzt ist, bzw. als soziale Brachfläche angesehen werden kann. Das Projekt löst diese Problemlage auf und greift damit Chancen für die weitere Stadtentwicklung im Kontext des benachbarten Universitätscampus auf. 

Die Umsetzung des Themas „Energie“ erfolgt durch die konsequente Entwicklung der architektonischen Leitlinien. Das vorgeschlagene Gebäude entwickelt sich wie ein Infrastrukturbauwerk aus der Bewegung des Fahrzeuges heraus. Das Projekt übersetzt so bildlich die kinetische Energie des Ortes in Architektur. Der Entwurf wird in seiner Maßstäblichkeit dem Ort gerecht und überzeugt in seiner morphologischen Umsetzung. Damit wird der vorgefundene „Leerraum“ aktiviert und für die Nutzer der Stadt zurück gewonnen. Vorhandene energetische Ressourcen der Stadt werden in positiver Weise genutzt und deren Wirkungsgrad erhöht.

Die Visualisierung überzeugt auf den ersten Blick und kann auch weiteren Betrachtungen standhalten. Die Grundrisse sind detailliert bis in die Tiefe des Maßstabes gelöst, so dass der funktionale Nachweis auch über die Darstellung der Perspektiven hinaus gelingt. 

Insgesamt zeigt das Projekt eine überzeugende Lösung mit einem konstruktiv und ästhetisch angemessenen Materialeinsatz. Zwar wird die Grundstruktur eines Gebäudes definiert, aber bewusst werden wechselnde zukünftige Nutzungen einkalkuliert. Die Entwurfsverfasser zeigen damit Sensibilität für zukunftsfähige und nachhaltig nutzbare Lösungen, die langfristig wertvolle Ressourcen schonen. Das Material Beton kann hier seine ihm innewohnenden Stärken voll entfalten. Konstruktiv erlaubt es die Machbarkeit in der Reduktion auf wenige statisch erforderliche Elemente, wodurch zugleich die gewünschte Nutzungsflexibilität gewährleistet wird. In der Rohheit der vorgeschlagenen Oberflächen trägt Beton viel zum Reiz des Gebäudes sowohl in den Wohn- als auch in den Parkhausbereichen bei. Zugleich wird spielerisch an die Nutzung des Betons für Infrastrukturbauten erinnert.

Ein besonderer Wert der Arbeit liegt in ihrem urbanen Charakter, der sich auch in dem neu gewonnenen Stadtplatz zeigt. Hier gelingt die Balance zwischen Transparenz und Geschlossenheit, so dass ein zentraler Ort für das umgebende Stadtgefüge entsteht. 


Anerkennung - AC123 - Metropolitan Design 

Andrea Escudero Hoelscher und Carlos Carcia Criado |Fachhochschule Köln 

Begründung der Jury

Die Arbeit beschäftigt sich mit Schall als Teilaspekt von Energie. Architektur wird hier in ihrer Schutzaufgabe interpretiert, um das Wohlbefinden der Nutzer zu erhöhen. Indem das Projekt Fragen von Schallschutz und Raumakustik in den Zusammenhang einer Gestaltungsaufgabe setzt, wird ein wichtiges und praxisrelevantes Thema besetzt.  

Die Arbeit verbindet mit einem materialorientierten Ansatz zwei Strategien von Schallschutzmaßnahmen: Formgebung und Materialwahl. Aus einem sehr porösen Beton mit den entsprechenden schallabsorbierenden Eigenschaften werden Oberflächenstrukturen entwickelt, die ihrerseits schallbrechend und damit schallreduzierend wirken. Der vorgeschlagene Entwurf weist die notwendige Robustheit für die gewählte Bauaufgabe - eine U-Bahnstation - auf und schafft zugleich flexible Gestaltungsmöglichkeiten. Aus der Arbeit geht die technologische Umsetzung nicht klar hervor. So bleibt es offen, ob die Schallschutzelement separat installiert werden oder als konstruktiver Teil der Tunnelschalung vorgesehen sind. 

Der Entwurf bietet interessante Ansätze für den Umgang mit der Wechselwirkung von Akustik und Raumwahrnehmung. Möglichkeiten, daraus neue Muster von Raumerfahrung zu entwickeln, sind jedoch nicht weiter verfolgt worden. So verbleibt das Projekt auf einer sehr konkreten Ebene der Umsetzung, die im Falle einer Realisierung gleichwohl interessante Raumerlebnisse erwarten ließe. 


Anerkennung - AZ253 - Wicon 

Franziska Adler und Ronny Zschörper  |  Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Begründung der Jury

Basierend auf einer soliden Analyse der Zusammenhänge von Energieerzeugung und -verbrauch überträgt die Arbeit aktuelle gesellschaftliche Diskussionen auf architektonische Fragestellungen. Der Ansatz, Energiegewinnung in die äußere Hülle von Gebäuden zu integrieren, wird begrüßt. Der Entwurf greift dafür auf kleinmaßstäbliche Turbinen zurück und integriert diese in eigens entwickelte Fassadenelemente. In der konstruktiven Umsetzung ist das nachvollziehbar, auch wenn die Frage besteht, ob die vorgesehene hinterlüftete Fassade in dieser Art den notwendigen benötigten Energiegewinn bringen kann, um den notwendigen technischen Aufwand zu rechtfertigen.

Die Gestaltung der Fassadenpaneele bezüglich der Formgebung beruht in überzeugender Weise auf technischen Überlegungen und Untersuchungen. Ein materialbezogenes Vorgehen, das auf den Möglichkeiten von Beton basiert, ist jedoch nur in Ansätzen vorhanden. Insgesamt übertragen sich die gestalterischen Impulse aus der Herleitung des Fassadenprinzips noch nicht schlüssig auf die architektonische Formgebung des Gesamtprojektes. Gleichwohl ist die Nachweisführung über die Umsetzung von Prototypen und Testreihen positiv zu bewerten.

Insgesamt wird die Arbeit mit der Idee, wie aus Gebäudeentwürfen heraus zusätzlich Energieressourcen in der Landschaft gewonnen werden können, durchaus als Bereicherung für das Themenfeld anzusehen und verdient besondere Anerkennung. 


Anerkennung - CP143 - Moving Clouds

Florian Zschoche  |  Hochschule Konstanz 

Begründung der Jury

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem überheizter Innenstadtbereiche am Beispiel einer Platzgestaltung in Triest in Italien. Licht und Schatten als Aspekte von Energie sind Themengeber für den vorgeschlagenen Entwurf. Dabei sind sich die Entwurfsverfasser sowohl der positiven als auch der negativen Implikationen der Sonneneinstrahlung bewusst und entwickeln eine flexible, verschiebbare Lösung. Ergänzend werden Kühleffekte durch Wasserbecken sowie die Speicherung von Solarenergie für die nächtliche Beleuchtung berücksichtigt.

In der formalen Umsetzung der Entwurfsstrategie werden die Potentiale des Glasfaserbetons benutzt, um eine monolithische Überdachung zu entwickeln, die sich dadurch auszeichnet, dass keine separierten Einzelelemente wie Stützen oder Träger für die Tragkonstruktion benötigt werden. Die Materialwahl ist motiviert und nachvollziehbar. Damit wird die Umsetzung in einer frei formbaren Großform ermöglicht, was die Entwurfsverfasser motiviert, eine Verschiebbarkeit der Elemente vorzuschlagen und so die Nutzungsflexibilität zu steigern. Die weitere Durcharbeitung des halbtransparenten Innenraums und der Platzgestaltung lässt Fragen offen. Die Nutzung von Gestaltungsoptionen aus dem konstruktiven und materiellen Ansatz heraus erfolgt nur teilweise.

Eine Rückübertragung der gefundenen Lösungen auf die selbstgestellten komplexeren Fragen des Stadtklimas hätte die Arbeit bereichert. Gleichwohl verdient die Auseinandersetzung mit dem Thema und die gestalterische Umsetzung besondere Anerkennung.


Anerkennung - DV535 - The 24 Hour Square

David Vogel |  Hochschule Konstanz

Begründung der Jury

Für eine Platzgestaltung in Freiburg verbinden die Entwurfsverfasser ganz alltägliche Aufgaben der Stadtgestaltung wie Beleuchtung und Information mit energetischen und stadtklimatischen Überlegungen. Das vorgeschlagene Projekt entwickelt sich daraus mit großer Selbstverständlichkeit und überzeugt in der formalen Umsetzung.

Leitgedanke ist die Nutzung der Sonnenenergie für die Energieerzeugung. Dazu wird die in Innenräumen etablierte Lösung der Bauteilaktivierung - etwa der Bodenheizung bzw. der Raumkühlung über massive Geschossdecken - auf den Stadtraum übertragen. Diese Idee ist glaubwürdig, auch wenn die technischen Aspekte der Umsetzung in der Arbeit nur sehr vage dargestellt werden. Hier wäre ein vertiefter Nachweis der energetischen Potentiale des Projektes wünschenswert gewesen.

Die Materialeigenschaften von Beton werden im Entwurf in mehrfacher Hinsicht genutzt. Zunächst trägt das Wärmespeichervermögen des Materials zur Verbesserung der energetischen Gesamtbilanz bei. Der Herstellungsprozess erlaubt das Einlegen der zur Energiegewinnung erforderlichen Medien sowie eine effiziente Vorfertigung. Darüber hinaus erweitern die Entwurfsverfasser die Gestaltungsidee, um zusätzliche Bedeutungsebenen zu generieren. Neben den sinnlichen Erfahrungen von unerwartet kühleren oder wärmeren Zonen der Stadt werden ganz praktische Hilfestellungen für den Nutzer gegeben, indem Leit- und Informationssysteme sowie Beleuchtungselemente integriert werden. Insgesamt entsteht so ein Stadtplatz, dessen Behaglichkeit und Informationsdichte überzeugen. 

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