Preisträger Deutschland 2013/14
Preisträger - AK 014 - SINUS
Sarah Behrens, Milan Groß, Simon Treml | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Begründung der Jury
Die Arbeit nähert sich dem Thema Eleganz in herausragender Weise auf mehreren Ebenen. Diese erschließen sich erst nach und nach und führen letztlich zu einem komplexen und anspruchsvollen Gesamtbild. Es gelingt dem Entwurf mit dem vorgeschlagenen System "sinus" die Themen Material- und Ressourceneffizienz, intelligente und ökonomische Konstruktionen mit einem überzeugenden Design zu verbinden.
Vorgeschlagen wird die Entwicklung eines modular herstellbaren Blocks aus EPS-Schaum, der sowohl als Hohlkörper für Stahlbetondecken verwendet werden kann, als auch der Schalung beziehungsweise Herstellung von Betonsteinen dient. Die Formgebung des "sinus"-Blocks basiert auf einem gut entwickelten, räumlich-geometrischen Vorstellungsvermögen und greift vor allem die Möglichkeiten robotergesteuerter Produktionsmethoden auf. Bereits hier wird das Thema Materialeffizienz als ein Leitgedanke der Arbeit deutlich - die Herstellung der Schalungsblöcke erfolgt unter Vermeidung von Abfall. In überzeugender Weise wird der effiziente Materialeinsatz bei der vorgeschlagenen Verbunddecke hergeleitet. In intelligenter Abwägung von statischen und konstruktiven Erfordernissen erreicht das System hier eine Gewichtsreduktion von nahezu 50 Prozent. Damit leistet die Arbeit einen wichtigen und innovativen Beitrag für zentrale Fragen des zukünftigen Konstruierens und Bauens.
Die Arbeit überzeugt vor allem aber auch in der gestalterisch gelungenen Übersetzung der konstruktiven und technologischen Überlegungen in ein eigenständiges und vielfältig einsetzbares Design. Sie greift ein Thema der 1960er Jahre auf, in denen mit durchbrochenen plastischen Elementen transluzente oder ornamentale Betonfassaden gestaltet wurden. Dabei gelangt die Arbeit durch die Übertragung auf unterschiedliche Gestaltungsansätze und Bauteilsysteme zu eigenständigen Interpretationen. Es wird aufgezeigt, dass die Verbindung von Design mit konstruktiven und technologischen Möglichkeiten des Materials Beton zu Innovationen in den Bereichen Architektur, Tragwerk und Fassade beitragen kann.
Der Entwurf zeichnet sich durch große Schlüssigkeit und gedankliche Tiefe aus. Die zugrunde liegenden Entwurfsprozesse bis hin zur Erstellung von Prototypen und exemplarischen Entwurfslösungen sind komplex und dennoch transparent und mit großer Überzeugungskraft dargestellt. Die Verbindung von Ingenieurkunst mit kreativer Gestaltungsfreude lässt die Arbeit zu einem herausragenden Beitrag für den Wettbewerb und sein Thema werden.
Preisträger - EN 345 - RUINS
Gonzalo Lizama, Lukas Specks, Onur Oezdemir | Technische Universität Berlin
Begründung der Jury
Der Entwurf für die Sicherung und neue Nutzung einer Schlossruine verbindet Alt und Neu, kulturhistorisches Erbe und Regionalentwicklung, traditionelle Formen und Konstruktion mit innovativen Hightech-Materialien zu einem Statement, wie Bauen im denkmalgeschützten Bestand fortgeschrieben werden sollte. Neben der Analyse von Bestand und Umfeld ist das Material "Infraleichtbeton" Ausgangspunkt des Entwurfs. Es werden sowohl die Möglichkeiten der Formgebung, der Lastabtragung, der Dämmwirkung als auch die ästhetischen Qualitäten dieses innovativen Betons ausgelotet.
Indem der Entwurf neben die bestehenden Bauteile ein neues Tragwerk setzt, ergibt sich eine Symbiose zwischen dem zu erhaltenden Mauerwerk und einem neuen Skelett. Die neue Betonkonstruktion ergänzt den Bestand in respektvoller Weise. Der angenehme Umgang mit dem Alten überzeugt - vor allem auch, da sich das Neue nicht anbiedert, sondern in eigenständiger Weise vorhandene Elemente aufgreift. In diesem Punkt ist die Arbeit beispielhaft für die Kunst des Bauens im Bestand.
Die neue Betonkonstruktion beschränkt sich auf ein tragendes Raumgerüst, während alle darüber hinaus benötigten Bauteile als leichte und veränderbare Konstruktionen konzipiert sind. Damit entsteht aus dem Material heraus eine faszinierende Raumskulptur, die zugleich archaische Kraft entwickelt und sich zeitgemäß und "elegant" präsentiert. Den Entwurfsverfassern gelingt die Kombination von Formen und Materialien mit Selbstverständlichkeit und Virtuosität.
Die gelungene Darstellung der Arbeit vermittelt überzeugend die Idee, die Konstruktion und den zu erwartenden räumlichen Eindruck. Es gelingt aber auch, eine grundsätzliche Haltung zu der immer wiederkehrenden Frage der Einheit von Bauaufgabe, Material und Konstruktion zu formulieren. Damit beschäftigt sich die Arbeit mit dem Kern der Aufgabenstellung und leistet einen überzeugenden Beitrag zum Wettbewerb.
Preisträger - PM 308 - IRMINENSTEG
Michael Wagner und Pol Firmenich | Hochschule Trier
Begründung der Jury
Der Entwurf für eine neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Mosel beantwortet die Frage des Wettbewerbs nach schönen Lösungen, die auch technisch und wirtschaftlich überzeugen, mit bestechender Einfachheit und Eleganz. Form, Konstruktion und Material sind zu einer äußerst gelungenen Einheit gebracht. Ein Ingenieurbauwerk entsteht, welches neben der Funktionserfüllung zugleich als bereicherndes Element der Landschaftsgestaltung und künstlerische Skulptur gelesen werden muss.
Die Entwurfsverfasser zeigen eine große Sensibilität für die empfindliche Flusslandschaft. Das Bauwerk integriert sich nicht nur, sondern überträgt das Wesen des Ortes in eine neue Wahrnehmungsebene, die Betrachtern und Nutzern den Charakter der Landschaft präsent macht. Dieser Effekt wird erreicht, indem die technischen und gestalterischen Möglichkeiten des Schalentragwerks verstanden, interpretiert und zum Überspannen der beiden Flussarme genutzt werden. Der Einsatz von Schalentragwerken für Brückenbauten ist trotz ihrer gestalterischen Möglichkeiten eher selten, sodass der Entwurf hier auch einen Beitrag dazu leistet, diese Konstruktionsweise wieder ins Bewusstsein zu rücken. Die sehr elegante Form der Brücke, die das Öffnen und Schließen als Reaktion auf die Umgebung thematisiert, überzeugt. Zugleich ist sie statisch sinnvoll gewählt, sodass die Übereinstimmung von Gestalt und Tragverhalten auf einfache, elegante Weise erreicht wird.
Über seine gestalterischen Qualitäten hinaus überzeugt der Entwurf durch die Thematisierung und Durchdringung technischer Fragen bis hin zur Fertigung und Montage. Vorgeschlagen wird eine Segmentbauweise, bei der jeweils 5 m breite, vorgefertigte Elemente vor Ort über Vorspannung gefügt und montiert werden. Dieser Lösungsvorschlag könnte unter Nutzung digital gesteuerter Fertigungsprozesse sinnvoll und zukunftweisend sein.
Die Arbeit zeichnet sich durch eine große Reife aus. Souverän werden die Entwurfsprinzipien dargestellt und eingängig verständlich gemacht. Insgesamt ist der Entwurf ein in jeder Hinsicht herausragender Beitrag zum Thema des Wettbewerbs.
Anerkennungen Deutschland 2013/2014
Anerkennung - HK 203 - MONO-LITHIC-SPACE
Solveig Hoffmann und Sarah Klohn | Technische Universität Berlin
Begründung der Jury
Die Einheit von Raum und Tragwerk ist das Thema des Entwurfs für ein Studentenhaus. Aus dem monolithischen Charakter des Betons wird ein räumlich erfahrbares Tragwerk entwickelt, bei dem Material zu Struktur und Struktur zum Erlebnis wird. So entsteht ein kraftvoller und eigenwilliger Beitrag zur Interpretation der Wettbewerbsaufgabe.
Der ungewöhnlich atmosphärische Entwurf entwickelt zwei unterschiedliche Formen des Raumerlebnisses: einen unteren, großmaßstäblichen und stützenfreien "mono space" sowie ein Konglomerat von kleinteiligeren Raumstrukturen, die sich direkt in das Betontragwerk der Großstruktur einschreiben. Zwischen diesen Elementen baut sich die dem Entwurf innewohnende Spannung auf, die trotz oder gerade wegen der kraftvollen Geste auch mit großer Poesie verbunden ist. Beispielhaft wird gezeigt, wie der radikale Umgang mit Konstruktion und Tragwerk zu herausragenden atmosphärischen Lösungen führen kann. Neben der Einheit von Material und Tragwerk ist das Gebäude geprägt von einer Vielfalt an Raumbezügen, die durch geschickte Belichtungen unterstützt werden. So verspricht der Entwurf ein einprägsames Erleben und Erfahren der Möglichkeiten von Architektur.
Die bemerkenswerte Darstellung unterstützt die Entwurfsideen sehr sensibel und arbeitet den Kontrast zwischen oben und unten, schwer und leicht, sehr gut heraus. Eine Berücksichtigung bauphysikalischer beziehungsweise baukonstruktiver Anforderungen der Fassade, die das architektonische und räumliche Erscheinungsbild solcher Lösungen durchaus beeinflussen können, findet leider nicht statt.
Anerkennung - KB 139 - Mühelose Eleganz
Nedelcho Marev | Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Begründung der Jury
Das Projekt beschäftigt sich mit den konstruktiven Herausforderungen des Einsatzes unterschiedlicher Betonarten im Kontext der Vorfertigung. Projektidee ist die neuartige Kombination eines Normalbeton-Fertigteiltragwerks mit Dämmbeton-Fertigteilen für die Fassade.
Durch die Fokussierung auf das Thema Vorfertigung ist die Arbeit in Herleitung und Umsetzung dieses Aspekts konsequent zu Ende gedacht. Die Vorteile der Fertigteilbauweise werden mit den Vorteilen eines funktionsabhängigen Werkstoffeinsatzes verbunden. Praxisrelevante Probleme beim Einsatz von Dämmbeton in der Fassadenebene, beispielsweise die im Vergleich mit Normalbeton geringere Tragfähigkeit, werden erkannt und überzeugend gelöst.
Grundsätzlich bewertet die Jury diesen Ansatz als innovativ. Der Funktionsnachweis verbleibt nicht in der Ebene des Fassadenschnitts, sondern bezieht insbesondere auch Eckprobleme und den Umgang mit zurückspringenden Bauteilebenen mit ein. Ein hoher gestalterischer Anspruch im Hinblick auf die Realisierung von Sichtbetonoberflächen im Innen- und Außenbereich ist zu erkennen.
Es bleibt jedoch fraglich, ob der vorgeschlagene Entwurf eine tatsächliche Serienproduktion wirtschaftlich tragfähig machen würde. Um eine hohe Varianz der Gebäudestruktur zu erreichen, müsste absehbar mit einer Vielzahl von Spezialteilen gearbeitet werden, sodass hier noch Optimierungs- und Vereinfachungspotentiale gesehen werden. Die konkrete Adaption im vorgeschlagenen Gebäude hält mit dem erreichten konstruktiv-technischen Niveau nicht ganz mit und wird kontrovers diskutiert. Insgesamt liefert die Arbeit dennoch wesentliche Impulse für die Diskussion um zukunftsfähige Gebäudekonstruktionen mit innovativen Materialien.
Buchpreise Deutschland 2013/2014
FC 414 - fermentation concrete
Tom Döhler, Andrej Maximow, Felix Messing | Westsächsische Hochschule Zwickau
FM 162 - Concrete Curtain
Frederik Ecke, Max Eschenbach und Katja Obert | Universität Kassel
KC 810 - SIMPLE THIN[G]
Rane Makdasi, Henrik Plumeyer, Jean-Marin Senff, Alexander Sommer | Technische Universität Braunschweig
ML 012 - Archivio Marzona
Lion Schreiber und Marcel Wagner | Bauhaus-Universität Weimar
OD 671 - Pendelight
Erik Schultz | Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig
SB 206 - TEA WARMER en béton brut
Johannes Blechschmidt und Hannes Siefert | KIT Karlsruher Institut für Technologie
SF 224 - Aging in dignity
Rebecca Sandra Schulz und Konstantin Seufert | Technische Universität München
SU 593 – flood protection
Sarah Buggenhagen | Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
XX 247 – X to XYZ
Nikolai Hanke und Maximilian Lorenz | Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
Social Stream
Instagram
Linkedin
Youtube
Folgen Sie uns auf: